Routine vor Innovation

Das Engagement von Unternehmen in Sozialen Medien ist in den vergangenen Jahren nur leicht angestiegen.


Peter Wyss
Geschäftsführung, Marketing, Beratung

Darum gehts

  • Wenig geplante Social Media Engagements von Schweizer Unternehmen
  • Neue "Tools" werden lange geprüft, bevor sie zum Einsatz gelangen
  • "Dabeisein" wird konkreten Resultaten vorgezogen  

Lesezeit: 4 Min

Mein Beitrag bezieht sich auf eine Studie welche 2022 von Bernet Relations AG und ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Angewandte Linguistik, IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft veröffentlicht wurde. Die Studie stelle ich in keiner Weise in Frage. Der Beitrag ist weder vollständig im Bezug auf die Studie, noch geht er auf die (Zahlen-) Details ein, sondern greift - aufgrund gewisser Aussagen im Bericht – den Faden auf und stellt eine persönliche Interpretation / Frage im gelesenen Zusammenhang dar.

Gemäss einer Studie von Bernet ZHAW im vergangenen Jahr ist das Engagement von Firmen und Organisationen mit Social Media in den vergangenen 4 Jahren nur leicht angestiegen.

Keines der Unternehmen gab an, weniger als ein Jahr aktiv auf einem der Kanäle zu agieren.

Routine anstelle von Planung

Nebst einer hohen Routine im Umgang mit den Sozialen Medien, fällt insbesondere auf, dass viele Unternehmen ohne Plan unterwegs sind. Über 1/3 der befragten Unternehmen geben an, dass sie ohne Social Media Strategie unterwegs sind.
Der hohe Anteil der HR-Kommunikation (34%) lässt den Schluss zu, dass hier dem Fachkräfte-Mangel über Social Media entgegengewirkt werden soll.

TikTok bei NGO's und Behörden

Die Routine spiegelt sich meines Erachtens auch darin, dass nach wie vor Facebook die meistgenutzte Plattform von Organisationen und Unternehmen ist. Dieser Umstand hängt gemäss meinen persönlichen Gesprächen mit Unternehmen damit zusammen, dass etwas Etabliertes ja grundsätzlich funktioniert und nicht jetzt einfach gegen eine neue Plattform ausgetauscht werden soll; die Komfortzone ist dementsprechend gross.

TikTok hat die Unternehmen im vergangenen Jahr noch nicht überzeugt und findet daher vor allem bei NGO's, Behörden und Verbänden Verwendung. Eine gewisse Unsicherheit gegenüber dem chinesischen Anbieter herrscht und viele Kommunikationsverantwortliche wollen die "Funktionsweisen" der Plattform noch weiter überprüfen.

LinkedIn hat sich als spezifische Business-Plattform etabliert. Wenn ich jedoch LinkedIn besuche stelle ich fest, dass die Plattform eher zu einem etwas "gehoberen" Facebook "verkommt".

Social Media Einsatz ohne Strategie
Social Media Einsatz ohne Strategie

Werbung

Im Rahmen der Befragung wurden Facebook-Ads öfter erwähnt, als Google Ads. Offen bleiben jedoch, wie sich die Ausgaben auf den verschiedenen Plattformen zusammensetzen. Was ich vermisse ist ganz klar, dass nicht versucht wird über diese Plattformen Communities zu bilden, sondern vor allem (potentielle) Kunden mit Werbebeiträgen angesprochen werden sollen. Hier zeigt sich sehr gut, dass Strategien fehlen und lieber kurzfristige Ausgaben gemacht werden als langfristig etwas aufgebaut wird.

Influencer:innen

Der Hype um Personen, welche positiv zu den von Unternehmen belegten Themen berichten ist insbesondere bei grösseren Organisationen ungebrochen. Organisationen mit bis zu 10 Mitarbeitenden verzichten zum grösseren Teil auf die Zusammenarbeit mit Influencer: innen. 

Aus meiner Sicht entziehen sich viele Unternehmen einer eigentlichen Identifikation, indem Sie die Verantwortung quasi mit externen Personen – also Influencer: innen - wahrnehmen. Dabei geht der Wert der Aussage eines CEO's oder von Mitarbeiter-Statements aus meiner Sicht verloren und die Organisation wird so "unberührbar" und entfernt sich zum Teil weiter vom Kunden.

Geld

Die Budgets für Social-Media-Aktivitäten werden nicht dediziert angelegt, sondern im Rahmen von Marketing- oder Kommunikationsmassnamen mit diesen Budgets "verschmolzen". Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass entsprechende Strategien komplett fehlen.

Monitoring

Obschon das Monitoring professioneller wird scheint mir, ist ein Plan über die Effizienz und Effektivität der Massnamen nicht vorhanden. Dies zeigt sich am Umstand, dass der Einbezug von externen Dienstleistern abnehmend ist und für das Monitoring vielfach auf professionelle Tools verzichtet wird.

Fazit

Bewährtes wird kaum hinterfragt. Die Routine wird so nicht aufgegeben. Hier ist festzustellen, dass viele Unternehmen den (neuen) Plattformen nicht ausreichend vertrauen und daher das Engagement eher gering ist.

Beispiel:
Eine einmal aufgebaute Community auf Facebook kann durch Veränderungen der Plattform zu viele Kunden verärgern und die Investitionen sind so auf einen Schlag weg.

  • Neue Plattformen werden wenig als Innovation wahrgenommen, sondern werden über längere Zeit "überprüft". Dabei ist davon auszugehen, dass insbesondere beobachtet wird, wie Mitbewerber die Plattform nutzen.

  • Allgemein vermisse ich – abgesehen von Grossunternehmen – einen professionellen, proaktiven Umgang mit Social Media. Die fehlende Strategie führt dazu, dass keine Ziele definiert sind und somit fehlen auch konkrete KPI's was die Effektivität und Effizienz betrifft.

    Oder anders (härter) ausgedrückt: Unternehmen geben gerne Geld für Social Media aus, weil dies zum "guten Ton" gehört, foutieren sich jedoch um jegliche Resultate im Zusammenhang mit diesen Engagements!

Ausblick

Die zunehmende Spezialisierung von Unternehmen im gesamten Umfeld der verschiedenen (Marketing-) Möglichkeiten im Internet, wird aller Voraussicht nach dazu führen, dass eine Professionalisierung stattfindet. Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen solche Dienstleistungen – trotz eines verhältnismässig hohen Preises – wahrnehmen werden und so beginnen das Richtige geplant umzusetzen.

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